Reisetipp: Antwerpen

In den letzten Herbstferien haben wir unseren ersten Ausflug mit dem neuen Reisebegleiter gewagt: Der neue ist ein Hobby 400 SFe Deluxe mit großem Kühlschrank, Mover und TV (ist zumindest im Herbst nett). Für Wohnwagen-Profis ist der kleine Hobby mit knappen 6 Metern sicher klein, für uns als Kastenwagenfahrer (meist unter 6 Metern!) ist er riesig und wir haben die bequeme Sitzecke und das größere Bett genossen. Nach einem Wochenende an der Nordsee, wo wir einmal Probewohnen waren, haben wir ihn in den Herbstferien nach Belgien gezogen.

Unsere erste längere Tour führte uns nach Antwerpen, eine tolle abwechslungsreiche Stadt, die ich absolut sehenswert finde! Der City-Campingplatz liegt ideal für einen Städtetrip, auch wenn die Anreise abenteuerlich war: Wir hatten uns verfahren und mussten durch kleine Altstadtgassen kurven …

Hier ist er, der Neue, und gar nicht so klein finde ich!

Erstmal auf dem Campingplatz angekommen, braucht man kein Auto mehr, weil man problemlos mit der kostenlosen Fähre in die Innenstadt gelangt. Diese erreicht man in etwa 15 Minuten zu Fuß am Fluss Schelde entlang, also ein schöner Weg auch für die Hunde.

Mit der Fähre geht es in wenigen Minuten über die Schelde.
Blick auf die Altstadt von der Fähre aus.
Für die Hunde ist genug Platz auf der Fähre. Sie fahren ebenfalls kostenlos.

Wenn man über die Schelde ankommt, blickt man zunächst auf eines der ältesten Gebäude, die Burg Steen. Von hier aus bummelt es sich ganz gemütlich zum Grote Markt (auch Grand Place genannt), der UNESCO Weltkulturerbe ist. Dort zieren die Flaggen der 28 EU-Mitgliedsstaaten das Rathaus.

Rathaus hin oder her – Lotta will erstmal einen Keks.
Der Brabobrunnen – der leider nur teilweise zu erkennen ist.

Der Brabobrummen stellt Silvius Brabo dar, der nach einer Sage dem Riesen Antigoon die Hand abschlug, weil dieser Wegezoll auf der Schelde nahm und denen, die nicht zahlen konnten, die Hand abhackte. Der Sage nach wurde aus dem „Handwerfen“ der Name Antwerpen, doch wissenschaftlich begründet scheint der altniederländischen Begriff „aan de werp“ (am Kai) der Ursprung zu sein.

Unweit vom Großen Platz ragt die Onze-Liewe-Vrouw-Kathedraal empor, die größte gotische Kirche Belgiens, in der unter anderem zwei Rubenswerke zu bestaunen sind. Ansonsten haben wir uns durch die Innenstadt treiben lassen – bis der Hunger zu groß wurde.

Belgische Pommes sind etwas dicker geschnitten als bei uns üblich und werden in zwei Durchgängen frittiert. Zudem gilt die Auswahl an Bieren in Belgien als eine der sortenreichsten der Welt. Beides zusammen schmeckt auf jeden Fall.

Belgische Pommes müssen natürlich sein!
Im Abendlicht zurück …

Da wir ein ganzes Wochenende in Antwerpen geplant hatten, hatten wir Zeit morgens nochmal mit der Fähre in die City zu fahren.

Sonntag morgens auf der Fähre.

Für unsere zweite Rundtour haben wir uns Richtung Kloosterstraat aufgemacht. Hier ist man ein wenig abseits des Trubels, es gibt alternative Läden, kleine Cafés und Galerien. Die Kloosterstraat beginnt in der Nähe des Sint-Annatunnels. Der denkmalgeschützte Fußgängertunnel führt 572 Meter unter der Schelde entlang. Die alten Rolltreppen allein sind schon ein Erlebnis, aber leider mit Paul nicht zu bewerkstelligen und auch Lotta war von dem Ausflug in die Unterwelt nicht sonderlich begeistert.

Etwas unscharf: Lotta im Sint-Annatunnel. Paul und ich mussten leider warten.

Auf dem traditionellen Vogelmarkt auf dem Theatervorplatz haben wir tatsächlich vor allem Blumen- und Imbiss-Stände gesehen. Aber so voll wie es dort teilweise war wollten wir nicht wirklich stöbern gehen.

Kleiner Kräutergarten auf dem Vogelmarkt.

Den Markt haben wir dementsprechend nur am Rande gestreift, um uns den berühmten Bahnhof anzusehen. Der 1836 eröffnete Bahnhof steht seit den 1960ern unter Denkmalschutz und wurde gerade saniert.

Nur wenige Bereiche des Bahnhofs waren nicht abgesperrt.
Trotz der Baustelle kann man erahnen wie beeindruckend das Gebäude ist.
In dem ehemaligen Kopfbahnhof gibt es inzwischen 14 Bahngleise.

Vom Bahnhof aus sind wir durch das nahe Diamentenviertel gegangen, das wir uns irgendwie spannender vorgestellt hatten. Ich habe keine Schmuckgeschäfte besucht und auch keines fotografiert. Stattdessen sind wir durch die Gassen Richtung Schelde zurückgebummelt. Abseits der Fußgängerzone war es weniger voll und ein kleiner Stadtpark hat auch den Hunden besser gefallen als die engen Gassen mit den nahen Straßenbahnen.

Für Fußgänger ist es eng in Antwerpen, die Straßenbahn fährt direkt neben dem Bürgersteig.
Was wäre Antwerpen ohne eine weitere Portion Belgischer Pommes!

Von Antwerpen aus ging es an die Nordsee, doch dazu demnächst mehr.

Die Ostküste Dänemarks

Zu einer Dänermark-Rundreise gehört natürlich Skagen. In der nördlichsten Stadt Dänemarks treffen Nord- und Ostsee, Skagerak und Kattegat zusammen – demensprechend gut besucht ist dieser Ort. Skagen ist bekannt für sein besonders schönes Licht, von dem sich zahlreiche Maler bereits im vorletzten Jahrhundert inspirieren ließen. So richtig idyllisch ist es in dem beliebten Ort natürlich nicht mehr, weshalb wir ihn nach dem Besuch der Landspitze wieder verlassen haben.

Wer nicht mit dem „Taxi“ zur Landspitze fährt, der läuft zusammen mit vielen vielen anderen.

Man muss wohl einmal dort gewesen sein, um mit beiden Füßen in unterschiedlichen Meeren zu stehen.

Welches Meer war das denn nun?

Da uns der Stellplatz in Skagen nicht gefallen hat, einen trubeligeren Parkplatz kann ich mir kaum vorstellen, sind wir weitergefahren.

15 Kilometer von Skagen entfernt kann man in der Wüste wandern gehen – so fühlt es sich nämlich an, wenn man auf der höchsten Wanderdüne Nordeuropas steht, der Råbjerg Mile. Das Dünengebiet beträgt etwa 100 Hektar, die von der etwa 40 Meter hohen Dünenspitze wirklich beeindruckend sind.

Der beschwerliche Weg wird einem durch Gummimatten leichter gemacht.
Aussicht über die Wüste!

Unsere nächste Station auf dem Weg an die Ostküste war Aalborg, die Stadt, die wiederum an der Nord-Ostseite des Limfjord liegt. Aalborg ist ein nettes Städtchen, indem wir wieder am Hafen einen guten Übernachtungsplatz hatten. Viele Yachthäfen in Dänemark bieten auch Wohnmobilplätze an, deren Lage oft ideal für Stadtbummel ist und deren Ausstattung meist hervorragend ist – noch dazu für einen vergleichsweise geringen Preis.

Im Hafenbereich wird viel modernisiert.
Trotz regnerischem Wetter hat uns die Altstadt von Aalborg gut gefallen.

Unweit des Hafens gibt es ein ganz besonderes Stadtviertel: in Fjordbyen leben seit den 1950ern/60ern freiheitsliebende Menschen, die sich ihre ganz eigenen Häuschen gebaut haben. Aus einem Sammelsurium ist eine Art kleines Christiana entstanden, bunt, vielfältig und äußerst sympatisch.

Für mich persönlich der schönste Stadtteil: Fjordbyen.
Kein Haus wie das andere und überall gibt es etwas zu bestaunen!
Da möchte ich mich am liebsten gleich dazu setzen und einen Kaffee trinken!
Den Stellplatz am Hafen kann ich trotz anders lautender Empfehlungen in den Camping-Apps sehr empfehlen.

Nachdem wir genug Stadt gesehen hatten, haben wir uns ins nächste Naturschutzgebiet aufgemacht. Der Nationalpark Mols Bjerge ist in der Eiszeit entstanden und besteht aus Wäldern, Küstenlandschaften und Bergen. Sehenswert ist die Schlossruine Kalø.

Dort kann man übrigens nicht übernachten, die Angabe in manchen Camping-Apps ist falsch.

Im Nationalpark gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten.
Die Schlossruine Kalø liegt einen halben Kilometer entfernt von der Küste und ist über einen Damm zu erreichen.
Die Aussicht von der Ruine ist beeindruckend.

Da das Wetter nur mäßig war, haben wir uns für die nächste Station wieder eine Stadt ausgesucht. Aarhus ist die zweitgrößte Stadt Dänemarks und hat einen äußerst hässlichen und engen Wohnmobilstellplatz. Zudem ist der Stellplatz für Hundebesitzer nicht zu empfehlen, die Auslaufmöglichkeiten sind doch sehr begrenzt. Aber ich will nicht meckern, wir haben mit viel Glück den letzten freien Platz erwischt und konnten nah am Zentrum übernachten.

Im Hafenbereich wird viel gebaut und modernisiert – vielleicht gibt es deshalb so wenig Grün.

Ideal für das regnerische Wetter war hingegen das Freilichtmuseum Den Gamle By. In der „alten Stadt“ gibt es wunderschöne alte Fachwerkhäuser zu bestaunen, in alten Handwerkerhäusern werden die Handwerker beim Arbeiten nachgestellt, Hinterhöfe und Läden sind teilweise geöffnet. Die Rundreise beginnt vor 1900, zeigt eine „neue Zeit“ aus den 1920ern und in den 1970er konnte ich Teile meiner eigenen Kindheit bestaunen.

Die Fachwerkhäuser sind liebevoll restauriert und in den Beschreibungen ist genau dargestellt, woher sie stammen.
Sogar eine Kutschfahrt durch die Vergangenheit ist möglich.
Extra für den Maler – die Malerwerkstatt.
Diese Reise in die Vergangenheit hätte nicht sein müssen, Ständerhaltung mit angebundenen Pferden finde ich auch im Museum nicht akzeptabel.

Nach dem Städtetrip sind wir weiter auf die Insel Fyn. Hier haben wir lange gesucht, bis wir einen Stellplatz gefunden haben. Leider ist es in der Sommerzeit so, dass viele Stellplätze überfüllt sind und man gezwungen ist, immer weiter zu fahren. So stelle ich mir Roadtrips und Freiheit eigentlich nicht vor, ist aber dank des Campingbooms inzwischen Realität..

Endlich angekommen: Meer geht immer!
Jachthäfen sind wirklich oft tolle Stellplatzanbieter – nur leider kein Geheimtipp mehr.
Beim Abendspaziergang entschädigt die Aussicht.

Auf Fünen war es uns zu touristisch und zu voll. Anstatt weiter über die Inseln zu fahren – wir hatten auch überlegt, Station in Kopenhagen zu machen – sind wir wieder aufs Festland Richtung Haderslev. Hier wollten wir eigentlich erstmal nur einkaufen, aber das Örtchen ist niedlich und es gab Platz auf dem Stellplatz (ja, wieder am Jachthafen), sodass wir geblieben sind. Die historische Innenstadt ist sehenswert und war dann letztendich unsere letzte Station auf dem Dänemark-Trip. Da das Wetter schlechter wurde und die Stellplätze überfüllt waren, haben wir uns ein oder zwei Tage eher auf den Rückweg gemacht. Leider irgendwie mit dem Gefühl, zu viel und zu lange suchend herumgefahren zu sein, weil es zu wenig Stellplätze gab. Deshalb haben wir beschlossen, dass dies der letzte Roadtrip mit Kastenwagen war und wir in Zukunft vorbuchen und uns auf Campingplätze stellen werden. Der kleine schwarze ist also ausgezogen und wir sind in Zukunft mit einem „spießigen“ Wohnwagen unterwegs. Doch dazu demnächst mehr …

Abschiedsbild der letzten Kastenwagenreise.

Buchtipp: Reiseführer Dänemark

Bevor ich euch über die weiteren Stationen unserer Dänemark-Rundreise im letzten Jahr berichte, beantworte ich mal eine mehrfach gestellte Rückfrage. Einige von euch wollten wissen, wie ich unsere Touren plane. Als Bücherfrau nutze ich natürlich klassische Reiseführer. Bei der Planung unserer Dänemark-Reise habe ich drei Bücher gewälzt, die ich euch gerne vorstelle.

Heidi Schmitt: Dänemark. Michael Müller Verlag, Erlangen, 2021, ISBN 978-3966850445, (c) Michael Müller Verlag

Das Buch aus dem Michael Müller Verlag ist nach Regionen aufgeteilt und erleichtert einem damit die Suche nach Sehenswürdigkeiten oder schönen Orten in der Gegend, die man besuchen möchte. Zudem ist die Karte übersichtilich gestaltet, sodass ich sie im gesamten Urlaub zur Orientierung genutzt habe. Ich schaue nämlich gerne nach den besten Routen, bevor ich das Navigationssystem oder Google Maps nutze. Über manch einen kleineren Ort würde man sich mehr Informationen wünschen, aber dafür punktet der Reiseführer mit dem integrierten Rad- und Wanderführer. Von den Vorschlägen lasse ich mich gern inspirieren.

Thilo Scheu: Dänemark. Ostseeküste und Fünen. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH; Bielefeld, 2022, ISBN 978-3831735365, (c) Reise Know-How

Dieser Reiseführer ist ebenfalls nach Regionen gegliedert, zudem gibt er Tipps für Naturerlebnisse, Kinder, Museen, Schlösser und zum Staunen, die allerdings recht subjektiv sind und für uns nicht sonderlich spannend waren. Hilfreicher fand ich die Naturerlebnis-Tipps in den einzelnen Orten oder Regionen. Die üblichen Hotel- und Restaurant-Tipps dieses (und des Michael Müller Reiseführers) haben wir als Camper natürlich nicht genutzt und ich vermute auch, dass die meisten anderen Touristen diese Informationen eher aus dem Netz heraussuchen. Unsere Übernachtungen plane ich übrigens online mit Hilfe diverser Camping-Apps – gern auch mehrere gleichzeitig, aber ich freue mich sehr, wenn Campingplätze in den Reiseführern beschrieben werden.

Christoph Schumann: Baedeker Reiseführer Dänemark. Baedeker, Ostfildern, 2018. ISBN 978-3829746502, (c) Baedeker

Ganz anders aufgebaut ist der Dänemark-Band von Baedeker. Anfangs gibt es ein paar Tourenvorschläge, die kann man gegebenenfalls als Anregung für eine Rundreise nehmen, aber im Hauptteil sind die Ort alphabetisch aufgezählt. Für einen Reiseführer ist das ungewöhnlich, aber man gewöhnt sich deran, gezielt Infos für den Ort zu suchen, an den man fahren will. Zur Planung einer Rundreise finde ich das eher unpraktisch, für mehr Infos zu bestimmten Orten ist der Band aber sehr gut geeignet. Die Tipps sind übersichtlich gegliedert und informativ. Als Ergänzung zum Michael Müller Band finde ich den Baedeker Reiseführer ideal.